Michael Teuber hat die seit über 13 Jahren geltende Bestmarke für den Stundenweltrekord in der Para-Cycling-Klasse C1 (39,326km), die er am 8. Mai 2005 selbst aufgestellt hatte, deutlich überboten. Am Ende stand die Anzeige im Berliner Velodrom bei 171 Runden, genau gemessen bei 42,583 Kilometern, 3,257km mehr als der alte Rekord.

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Der 5-malige Paralympicssieger hielt sich an seinen vorab gefassten Plan, in der Anfangsphase nicht zu überziehen und startete verhalten, aber mit 42 km/h dennoch schell. In der zweiten Rennhälfte steigerte er die Geschwindigkeit und fuhr sicher in den Weltrekord. In der Endphase des Rekordversuchs ging Teuber, angefeuert vom begeistert mitgehenden Publikum dann sichtlich ans Limit.

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Teuber schilderte das Rennen so: "In den ersten 20 Minuten lief das Material im Vergleich zum Training fast wie von selbst, der Adrenalinpegel war hoch und ich musste meine Euphorie bremsen, trotzem lag ich über dem Plan. Dann habe ich das Tempo gesteigert und mich an mein Limit herangefahren. Die letzten 15 Minuten fuhr ich alles, was geht. Es war ein extrem intensives Rennen. Ausruhen ist unmöglich und am Schluss wurde es richtig hart."

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Der 20-fache Weltmeister zu seinem Ergebnis „Ich habe meinen Rekord von 2005 um 3,2 Kilometer übertroffen, und das mit 50 Jahren, das ist mehr, als ich mir erträumt hatte! Ich bin sehr zufrieden, weil ich bei dieser Herausforderung meine Limits testen und herausschieben konnte. Nach dem Zeitfahr-WM-Titel und dem Gesamtweltcup auf der Straße war der Bahn-Weltrekord das Sahnehäubchen auf einer perfekten Saison.“

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Es war das erste Mal, dass ein Stundenweltrekordversuch im Rahmen eines UCI Weltcups durchgeführt wurde und auch das erste Mal, dass ein UCI-Para-Cycling Event als Teil eines Wettkampf-Events für Nicht-Behinderte abgehalten wurde. "Es war auch ein Zeichen der Inklusion und ich bin sehr dankbar, dass ich diesen Rekordversuch hier in Berlin beim UCI Weltcup machen konnte." sagte Teuber.

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Als Mann der ersten Stunde und Pionier erhofft sich Michael Teuber auch eine Signalwirkung für die ganze Szene, zumal bislang seit den Anfängen des Paracycling in den frühen 90er Jahren erst 11 Stundenweltrekordversuche unternommen wurden. 

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Nach einem Autounfall im August 1987 mit Bruch des zweiten und dritten Lendenwirbels wurde bei Teuber eine inkomplette, aber irreversible Querschnittlähmung diagnostiziert. Nach drei Jahren im Rollstuhl kann er heute mit Hilfe von Carbonschienen an den Füßen wieder Laufen und Radfahren. Als Rehamittel stieg Teuber 1990 erstmals auf das Mountainbike und seit 1998 bestreitet er Para-Cycling Wettkämpfe.

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Teuber hat in der Saison 2018 17.000 Kilometer abgespult, auch um beim Weltrekordversuch bestehen zu können. Zuletzt hat er sich 6 Wochen auf der Augsburger Radrennbahn mit speziellen Trainingseinheiten vorbereitet.

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Als ausgewiesener Ausdauerspezialist hat Teuber, der 2010 sogar den Kilimanjaro bestieg, nun seiner rekordverdächtigen Karriere einen weiteren Erfolg hinzugefügt. Der aktuelle Stunden-Weltrekord ist der neueste in einer langen Linie von Erfolgen eines Fahrers, der schon 20 UCI Weltmeistertitel und 5 Paralympicssiege zu Buche stehen hat.  


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Der Stundenweltrekord ist einer der traditionsreichsten Events im Radsport im Radsport. Im Jahr 2014 ergriff Jens Voigt die Gelegenheit und war der erste Profi, der einen Rekord nach den neuen Regel des Weltradsportverbands UCI aufstellte. Michael Teuber war im Jahr 2005 der erste Deutsche Radsportler, der einen einen Stundenweltrekord aufgestellt hatte. Insgesamt hat Teuber nun 10 Weltrekorde in seinem Palmares stehen: neben dem aktuellen Stundenweltrekord hält er immer noch den Weltrekord über 4000m, ausserdem setzte er weitere 5 Weltrekorde über 3000m sowie 2 über 200m und den Stundenrekord von 2005.

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"Gratulation an Michael, der eine fantastische Leistung gezeigt hat, indem er die 40-Kilometer-Marke durchbrach", sagte UCI Präsident David Lappartient. "Zwei Jahre nach Colin Lynch in der C2 Klasse hat er eine weitere Demonstration für die erneuerte Popularität des UCI Stunden-Weltrekords geliefert, seit dem wir unsere Regeln 2014 modernisiert haben. Ich bin sehr erfreut über das was er zeigte, nicht zuletzt deshalb, weil es im Rahmen unseres Bahn-Weltcups stattfand, was ihm noch mehr Sichtbarkeit und eine ganze Menge sehr spezielle Anerkennung einbrachte." 

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