Michael Teuber auf WM-Kurs

Sparkassen-Rennfahrer Michael Teuber präsentiert sich im Weltcup in starker Frühform und qualifiziert sich für die Straßen-Weltmeisterschaften in Glasgow.

Große Ereignisse werfen Ihre Schatten voraus, im olympischen Sport blicken die Athleten und Athletinnen bereits auf die Spiele "Paris 2024“. Für Radsport-Routinier Michael Teuber aus Odelzhausen bedeutet das, sich möglichst schon in der Saison 2023 mit einem Medaillengewinn bei der WM für einen der umkämpften Startplätze bei den Paralympics zu qualifizieren.
Der 55-jährige Teuber fokussiert sich seit einigen Jahren auf die Straßen-Wettbewerbe, in der Saison 2022 hat er mit dem Gewinn des WM- und des EM-Titels im wichtigen, paralympischen Einzelzeitfahren gezeigt, daß in seiner Spezialdisziplin weiterhin mit ihm zu rechnen ist.
Nach einem gewohnt trainingsintensiven Winter mit 4 Trainingslagern und einigen Trainingsrennen standen ab Mitte April zwei Weltcups in Europa auf dem Programm, Ende Mai fand dann das Weltcup-Finale in Huntsville/Alabama/USA statt.

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Der erste Weltcup in Maniago/Italien war für Teuber ein perfekter Start in die Wettkampfsaison: Im Auftakt-Einzelzeitfahren verwies der Weltmeister den Spanier Ricardo Ten Argiles sowie den Chinesen Weicong Liang auf die Plätze. Bei der zweiten Station des Weltcups in Oostende/Belgien musste sich Teuber dem starken Spanier zwar knapp geschlagen geben, dafür verwies er Aaron Keith aus den USA, den Paralympics-Zweiten von Tokio 2021, auf Rang 3. Beim Weltcupfinale in den USA konnte Keith dann den Heimvorteil nutzen und gewann vor Teuber und Ten Argiles. Insgesamt konnte sich Teuber somit mit einem Sieg und zweimal Silber als stärkster Zeitfahrer im Weltcup präsentieren. Obwohl Teuber in den Straßenrennen nicht in die Medaillenränge fahren konnte und in Oostende sogar stürzte, beendete er den Gesamtweltcup hinter Ten Argiles auf Rang 2.

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Michael Teuber: „Die Spitze im paralympischen Einzelzeitfahren ist stark umkämpft, das zeigen die Siege von Ricardo Ten Argiles und Aaron Keith. Ich habe deshalb mein Training noch konsequenter auf den Kampf gegen die Uhr ausgerichtet, das hat sich ausgezahlt.“

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Nach einer Regenerationsphase geht es für Teuber Anfang Juli zur unmittelbare Vorbereitung der Straßen-WM ins Höhentrainingslager nach Livigno/Italien. Aufgrund seiner Fokussierung auf das Einzelzeitfahren wird er auf den Start bei der Bahn-WM verzichten. Das Event in Glasgow wird Teubers 16. Straßen-WM in seiner 26. Saison sein. Er geht als Titelverteidiger im Zeitfahrenan, bei dem er mit 11 Titeln Rekordweltmeister ist, an den Start.
Die WM im Para Radsport wird heuer im Rahmen der ersten Multi-Radsport-WM der Geschichte vom 3.-13. August in Glasgow/Schottland stattfinden. Bei der Multi-WM werden alle verschiedenen Rad-Disziplinen, vom Mountainbike-Downhill bis zum Profi-Bahnradsport, innerhalb von 11 Tagen in der gleichen Region ausgetragen.

Michael Teuber holt Rekord-Weltmeistertitel im Zeitfahren

Baie-Comeau/Kanda. Nach dem Europameistertitel in der ersten Saisonhälfte gewinnt Sparkassen-Rennfahrer Michael Teuber auch bei der Weltmeisterschaft die Goldmedaille im Einzelzeitfahren. Es ist der historische 11. Titel in seiner Spezialdisziplin.

In nur 2 Jahren stehen bereits die Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris auf dem Programm. Für Routinier Michael Teuber aus Odelzhausen bedeutet das, bereits in der Saison 2022 durchzustarten, um sich frühzeitig in eine gute Ausgangslage für einen der umkämpften Startplätze für die Paralympics in Paris zu bringen.

Nach einem sehr erfolgreichen Frühjahr, unter anderdem mit dem Gewinn des Europameistertitels, ging es für den fünfmaligen Paralympicssieger Michael Teuber in ein 3-wöchiges Höhentrainingslager nach Livigno/Italien, um sich den letzten Schliff für den Saisonhöhepunkt, die WM in Kanada, zu holen.
In Quebec stand, sozusagen zum Warmfahren, zunächst das Weltcup-Finale auf dem Programm. Hier unterlag Teuber zwar im Duell mit seinem stärkstem Gegner, dem Spanier Ricardo Ten Argiles nach einen Fahrfehler relativ deutlich, kam aber immer noch auf Rang 2.
Dann zog der Paracycling-Tross weiter ins nördlich am Sankt-Lorenz-Strom gelegene Städchen Baie-Comeau, das zum bereits 3. Mal eine WM ausrichete. Nach 4 großen internationalen Einzelzeitfahren in der Saison stand es nach dem Weltcup in Quebec 2:2 zwischen Europameister Teuber und dem WM-Titelverteidiger Ten Argiles. Der knapp 9 Km lange WM-Kurs war technisch anspruchsvoll und beinhaltete außerdem einen kurzen und steilen „Puncher-Berg“ von etwa 500 Meter Länge. Zwei Runden waren zu fahren. Zur Halbzeit lag Teuber bereits 8 Sekunden in Führung, in der zweiten Runde fiel Ten Argiles weiter zurück und landete am Ende mit 18 Sekunden Rückstand nur auf dem Bronze-Rang. Dagegen konnte Aaron Keith aus den USA, der Silbermedaillengewinner von Tokio 2021, in der zweiten Runde noch etwas Zeit gut machen und sich Silber sichern. Michael Teuber gewinnt in einer Zeit von 28:45 Minuten mit 5 Sekunden Vorsprung.

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Michael Teuber zum Rennen: Mit zunehmender Regeneration wurde meine Form nach dem intensiven Höhentrainingslager von Tag zu Tag besser. Beim Weltcupfinale war ich noch nicht ganz erholt, bin fast gestürzt und in der Folge zum Stillstand gekommen, das war ein verkorkster Lauf. Bei der WM war ich dann in Bestform, hatte die Strecke zu 100 Prozent verinnerlicht und ein nahezu perfektes Rennen hingelegt. Zuletzt habe ich den WM-Titel 2018 geholt, es ist auch für mich als alten Hasen überwältigend, nach 4 Jahren wieder zu gewinnen und die Fahrer zu schlagen, die zwischenzeitlich Weltmeister waren!"

Michael Teuber ist 2022 in seiner 25 internationalen Saison und hat bereits an 15 Straßenweltmeisterschaften teilgenommen.15 seiner 21 WM-Ttiel errang Teuber bei Straßen-Weltmeisterschaften. 11 der 15 Straßen-Titel holte Teuber im seiner Spezialdisziplin, dem Einzelzeitfahren, das ist einsamer Rekord im Para Radsport.

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AZ-Interview: Paralympics-Star Teuber: "Ich bin einfach Lebenssportler"

Münchens Paralympics-Ikone Michael Teuber spricht in der Münchner Abendzeitung über seine Bronze-Medaille in Tokio, über seine Zukunft und den Para-Sport an sich: "Wir sind die 15 Prozent - eine Milliarde Menschen weltweit" Der 53-jährige Münchner holte bei Paralympischen Spielen bisher fünf Mal Gold und einmal Silber, bei den Spielen in Tokio fügte er noch einen Bronzene hinzu.

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AZ: Herr Teuber, willkommen daheim in München, wie sieht nach ein paar Tagen Abstand Ihre ganz persönliche Bilanz dieser Paralympischen Spiele in Tokio aus?
MICHAEL TEUBER: Es waren definitiv sehr emotionale und aufwühlende Spiele für mich. Es ging ja schon damit los, dass ich die deutsche Mannschaft zusammen mit Mareike Miller als Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier anführen durfte. Gibt es eine größere Ehre?

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Michael Teuber als Fahnenträger: "Dass ich jetzt dazugehöre, ist unglaublich"

Wohl kaum. Zumindest in meinen Augen nicht. Sein Land als Fahnenträger vertreten zu dürfen, ist das Nonplusultra. Das ist eine Ehre, von der die meisten Menschen, die meisten Sportler, nicht mal zu träumen wagen. Da läuft es einem eiskalt den Rücken rauf und runter. Wenn man sich anschaut, wer etwa bei Olympia Fahnenträger für Deutschland war, das sind absolute Vorbilder und Legenden. Dass ich jetzt dazugehöre, ist unglaublich. Vor allem, weil ich nicht immer pflegeleicht war. Dass der Verband sich entschieden hat, einen Athleten, wie ich es bin, der immer eine eigene Meinung hatte, der manchmal vielleicht ein bisschen aufmüpfig war und eben ein mündiger Sportler und Mensch ist, diese Ehre zukommen zu lassen, hat mich unglaublich gefreut.

AZ: Dann nach fünf Paralympics-Siegen die Bronzemedaille.
TEUBER: Klar, Gold ist mehr wert als Silber und Silber mehr als Bronze, aber für mich ist das ein wunderbarer Erfolg. Ich will nicht sagen, dass sich diese Bronze wie Gold anfühlt, aber ich bin, was die Leistung angeht, das wohl beste Rennen meines Lebens gefahren. Mir haben gerade einmal 5,3 Sekunden zu Gold gefehlt. Wäre das Rennen drei, vier Kilometer länger gegangen, hätte ich mir noch den Sieg geholt. Und das mit 53. Es hat mir gezeigt, dass ich immer noch mithalten kann.

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"Ich bin einfach Lebenssportler"

AZ: Sie sind 53, haben fünf Mal Gold geholt, waren jetzt Fahnenträger, haben zudem die Goldmedaille dem neuen Paralympics-Sieger Michail Astaschow überreicht, da drängt sich die Frage auf: War es das?
TEUBER:(lacht) Ich muss zugeben, dass ich vor den Spielen diesen Gedanken immer wieder mal im Kopf hatte. Aber die Ergebnisse jetzt haben mich nur darin bestärkt, weiterzumachen. Ich bin einfach Lebenssportler. Ich brauche den Sport. Für mich. Als Athlet. Aber auch als Mensch. Deswegen mache ich ja auch so Sachen, dass ich mit meiner Behinderung auf den Kilimandscharo gehe. Sport ist nichts, was ich halt so mache, sondern ist ein Teil meines Lebens, ein Teil von mir. Deswegen werde ich die nächste WM auf jeden Fall noch fahren, und natürlich schaut man mit einem Auge auch auf die nächsten Paralympischen Spiele, die 2024 in Paris stattfinden. Aber natürlich müssen die Ergebnisse stimmen. Ich bin keiner, der damit zufrieden sein wird, mit- und hinterherzufahren. Ich bin Leistungssportler - und ich will eben Leistung bringen.

AZ: Ihre persönliche Tokio-Bilanz fällt positiv aus, die des deutschen Teams enttäuschend. Nur 43 Medaillen, 14 weniger als noch 2016 - ernüchternd.
TEUBER: Man muss sich sicher einige grundlegende Fragen stellen und insgesamt muss man auf jeden Fall näher mit den Fachverbänden ran. Aber es ist offensichtlich, dass Länder wie China, die USA oder Großbritannien das Thema paralympischen Sport ganz anders vorantreiben. Das ist aber auch eine gesamtgesellschaftliche Diskussion, denn das kostet natürlich viel Geld und der Topf, der verteilt werden kann - auch gerade nach den Milliarden-Ausgaben im Zusammenhang mit Corona - ist endlich. Und es ist eine Entwicklung, die nicht nur den Parasport betrifft, auch bei Olympia holt Deutschland nicht mehr im Ansatz die Medaillen wie früher. Nach der Wiedervereinigung ging es eigentlich stetig bergab.

AZ: 20.000 Euro als Prämie für eine Goldene sind auch nicht der Megaanreiz, dem Sport über Jahre alles unterzuordnen. In anderen Ländern hat man mit Gold fast ausgesorgt.
TEUBER: Das stimmt. Und man kann auch sicher fragen, ob es wirklich nötig ist, dass der Finanzminister dann noch auf die Prämie zugreift und Steuern einfordert, wenn jemand für Deutschland eine Medaille holt. Ich halte das nicht für das richtige Signal. Wobei man sagen muss, es hat sich viel getan für die paralympischen Sportler. Die Prämien sind das eine, aber es gibt jetzt schon Absicherungen über die Bundeswehr, die Polizei, es tut sich was. Sicher nicht so schnell, wie man sich das vielleicht vorgestellt hat, als ich vor gut 20 Jahren in den Leistungssport gegangen bin. Die Mühlen mahlen langsam, aber immerhin mahlen sie.

"Die Undurchsichtigkeit der Wettkampfklassen ist ein Problem"

AZ: Ein Handicap im gesamten Para-Sport ist sicher die Vielzahl der Wettkampfklassen und die - für die breite Öffentlichkeit - Undurchschaubarkeit dieser Einteilungen.
TEUBER: Absolut, ich verstehe die Verwirrung in der Öffentlichkeit und ich kann Ihnen versichern, das ist auch unter uns Athleten immer wieder ein Thema, gerade wenn die Klassen neu definiert werden. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich das selber erfahren: Da wurde der Amerikaner Aaron Keith von den leichter Behinderten zu uns hereingestuft und der hat mir 2019 gleich den WM-Titel weggenommen. Natürlich ist man da sauer. Man schaut sich seine Kontrahenten gerade im Para-Sport genau an und dann weiß man, das passt mit der Behinderung in der Klasse - oder es passt eben nicht. Die Undurchsichtigkeit der Wettkampfklassen ist ein Problem, aber ich habe da keine einfache Lösung, dafür sind die Behinderungen zu komplex, zu unterschiedlich. Irgendwo muss man Grenzen ziehen und natürlich gibt es Härtefälle und manchmal Ungerechtigkeiten. Aber ich bin trotzdem froh, wie sehr sich die öffentliche Wahrnehmung im Para-Sport verändert hat. Und man muss sagen: Wir sind keine kleine Minderheit. In Tokio hieß es nicht umsonst: Wir sind die 15 Prozent! 15 Prozent der Weltbevölkerung haben auf die eine oder andere Art eine Behinderung. Manche sieht man gleich, andere nicht. Aber: 15 Prozent, das sind eine Milliarde Menschen weltweit! Wenn man ehrlich ist: Menschen, deren Gen-Pool zu 100 Prozent perfekt ist, die sind die Ausnahme, die große Minderheit.

"Was ich gar nicht mag, ist das Wort Behinderter"

AZ: Sie sprachen selber von Behinderungen. Gibt es eigentlich eine bessere Bezeichnung? Irgendwo schwingt in dem Ausdruck ja etwas Negatives mit.
TEUBER: Ein schwieriges Thema. Handicap klingt auch nicht besser als Behinderung. Was ich gar nicht mag, ist das Wort Behinderter, weil es die Behinderung, nicht den Menschen in den Vordergrund stellt. Deswegen mag ich auch die Bezeichnungen wie Behinderten-Verband oder Behinderten-Sport nicht. Einige plädieren ja für das Wort Variationen. Nur: Über jemand, der kein Bein hat, zu sagen, er ist eine Variation, finde ich auch komisch und nicht passend. Daher kann ich mit dem Ausdruck Mensch mit Behinderung gut leben. Manchmal muss man die Dinge einfach beim Namen nennen. Ich bin inkomplett querschnittsgelähmt, natürlich ist das eine Behinderung. Da muss man nicht darum herum reden. Ich habe genug damit zu kämpfen gehabt, mit der Behinderung zurechtzukommen.

AZ: Wie lange hat es bei Ihnen ganz persönlich gedauert, bis für Sie die Behinderung nicht mehr der Fokus war, sondern wieder das Leben an sich?
TEUBER: Ich würde sagen, etwa fünf Jahre. Bei einer Querschnittslähmung gibt es ja viele Aspekte, die das sehr schwer machen. Funktioniert die Blase? Kann man noch Kinder kriegen, ist man sozusagen, noch ein echter Kerl? Das sind alles Aspekte, die muss man auch erstmal im Kopf für sich verarbeiten. Und natürlich, wenn man 19 Jahre alt ist und nach einem Unfall plötzlich gelähmt, dann sieht man erst die Behinderung. Man hat ja selber diese negativen Assoziationen, es war ein Kampf. Körperlich, aber auch mental mit den neuen Umständen zurechtzukommen und positiv nach vorne zu schauen. Diese negativen Konnotationen zu durchbrechen, da kommt uns Para-Sportler in der Gesellschaft schon ein bisschen eine Vorbildfunktion zu. Jeder Nichtbehinderte, der uns zuschaut, sieht, wie wir trotz der Behinderungen Topleistungen bringen. Er sollte sich mal fragen, ob er das auch könnte. Nicht nur mit einer Behinderung zu leben, damit körperlich, mental und emotional zurechtzukommen, sondern auch Topleistungen zu bringen, die die meisten Nichtbehinderten nicht schaffen würden. Wenn man darüber nachdenkt, sollte dies Respekt hervorrufen. Das ist, was wir eigentlich nur einfordern: Respekt. Wir sind ein Teil der Gesellschaft, der Respekt verdient und Leistung bringt.

AZ: Die 15 Prozent.
TEUBER: Genau, die 15 Prozent.

 

Fotos: (c) Oliver Kremer